Krystyna Dul (geb. 1986) kennen im Saarland bisher nur wenige Kunstbeflissene. Umso schöner ist es, sie und ihre Arbeit nun im Rahmen der SaarART kennenzulernen. Dul wurde in Polen geboren, studierte in Krakau Politikwissenschaft und dann „Kreative Fotografie“ an der schlesischen Universität Opava in Tschechien, ehe sie mit ihrer Familie 2010 nach Luxemburg ging.
Ihre erste bedeutende künstlerische Arbeit war „Resonance“ (2015–2019), an der sie vier Jahre arbeitete. Eigentlich wollte sie das Haus eines verstorbenen alten Mannes dokumentieren, doch im Haus merkte sie, dass dort eine seltsame Energie war, in der sie sich unwohl fühlte. Überall im Haus entdeckte sie pornografische Magazine und Bilder. Teilweise waren die nackten Frauenkörper ausgeschnitten und in Rahmen „ausgestellt“ und in Fotoalben konserviert. Dul ging auf die Suche danach, was den alten Mann am weiblichen Körper fasziniert hatte. Sie wollte nachempfinden, was der Mann gedacht und gefühlt hat, welche Assoziationen er hatte. Aus der Dokumentation des Hauses wurde eine Dokumentation über Lust und sexuelle Begierden, vor allem aber eine Dokumentation des weiblichen Körpers in all seinen Facetten.
In der seit 2017 laufenden Serie „Becoming“ dokumentiert Dul den Alltag ihrer Familie sehr persönlich. Es ist ein sehr intimer Einblick in das Leben der Künstlerin und ihres Partners, in das alltägliche Familienleben zwischen sonntäglichem Chillen und der Geburt eines Kindes.
Immer wieder steht bei Krystyna Dul der Körper im Mittelpunkt. Ist es bei „Resonance“ der weibliche Körper, wird in „Becoming“ der eigenen Körper und der des Partners zum Zentrum des Geschehens. In St. Wendel zeigt Dul nun eine Serie von Fotografien, die sie „Forever young“ nennt. Bei Recherchen für eine künstlerische Arbeit entdeckte sie im Internet allerlei Schnickschnack, welcher der Schönheitspflege dienen soll. Dul suchte sich ein männliches Model und ließ es die Utensilien benutzen.
Die Dinge versprechen ewige Jugend und Schönheit, perfekte Haut, schöne Lippen und eine gerade Nase. Man muss allerdings weder Mediziner noch Hellseher sein, um zu wissen, dass nichts davon wirklich hilft. Doch die Sache hat noch einen anderen Haken. Das billige Plastikzeug lässt sie nur ein Mal oder wenige Male nutzen und landet dann im Abfall. So produzieren wir viele Tonnen Müll. Über die Herstellungsbedingungen (meist „Made in China“) erzählen sie uns gar nichts, doch sie werden unter prekären Bedingungen geschaffen.
Dul inszeniert die Fotos in kühlem Ambiente mit einem schönen jungen Mann, welcher derlei Utensilien gar nicht nötig hätte. Die Bilder sind humorvoll inszeniert und häufig muss man doch schmunzeln, wenn man sieht, wie sehr diese Schönheitspflege den Nutzer entstellt, sein Gesicht verzerrt und zu absurden Grimassen führt.