Susanne Kocks (1983 in Malsch) studierte ab 2007 an der HBKsaar Frei Kunst bei Katharina Hinsberg und Gabriele Langendorf, bei der sie nach ihrem Abschluss im Jahr 2013 Meisterschülerin war. Schon seit 2014 hat sie einen Lehrauftrag an der HBK.
Kocks arbeitet vor allem zeichnerisch. Ihr Werk lebt von der genauen Wahrnehmung und dem subjektiven Protokollieren dieser Wahrnehmungen. Wie ein Seismograf nimmt das Papier auf, was ihr Auge sieht. Die Konzentration auf Wesentliches ist dabei ein wichtiger Bezugspunkt im Werk, genauso wie das Weglassen von Unwesentlichem. Gerade die Auslassungen zwingen die/den Betrachter*in zum genauen Schauen.
Die Arbeitssitzungen werden akribisch vorbereitet und in einen zeitlichen Rahmen gesetzt. Da Kocks häufig in Werkserien arbeitet, kommt es zu seriellen Reihungen der Bildthemen. Mal ist der Bildgegenstand festgelegt und die Zeichnungen sind die Wiedergabe einzelner Bestandteile eines länger andauernden Wahrnehmungsprozesses. In anderen Werkreihen variiert der Bildgegenstand selbst, weil während des Arbeitsprozesses eine aktive Handlung stattfindet, etwa wenn sie bei einer Sitzung am Ufer der Donau protokoliert, was an ihr vorbeidriftet. Die Zeichnungen spielen mit den Grenzen von Abstraktion und Figuration. Die Linie ist sehr frei, auf eine realitätsgetreue Wiedergabe legt die Künstlerin keinen Wert, auch wenn der Bildgegenstand, immer erkennbar bleibt. Die Arbeiten sind meist kleinformatig, viel weißer Bildraum ist die Regel. Das verstärkt den Eindruck des „gezielten“ Weglassens.
In „1000. Frühling“ zeichnet Kocks die Oberfläche einer Linde. Das Alter des Baumes wird auf rund eintausend Jahre geschätzt, dies ist jedoch umstritten. Urkundlich wird die Sommerlinde 1485 erstmals erwähnt. Kocks besuchte die Linde und verewigte sie zeichnerisch höchst subjektiv als Geflecht aus Lineamenten, das die schrundige Oberfläche des Stammes, die Astlöscher und Zweige in 36 Blättern festhält.
In der Werkserie „Ruhe, 26 min.“ lädt die Künstlerin verschiedene Personen zu einem Mittagsschlaf ein, der exakt die wissenschaftlich empfohlen 26 Minuten dauert. In dieser Zeit muss sie auch ihre Zeichnung schaffen. Die Lichtverhältnisse und räumlichen Bedingungen werden wie bei einem Mittagsschlaf bei den jeweiligen Personen üblich, eingehalten. Kocks zeichnet mit Grafit auf weiches, strukturiertes Papier im Format 42 x 50 cm. Die Blätter hängen im Institut für aktuelle Kunst im Saarland als gefalzte Papiere an der Wand. Die Besucher*innen heben die Klappe mit behandschuhten Händen vorsichtig an, um die Zeichnungen zu betrachten. Auch hier reduziert Kocks die Zeichnung auf das Wesentliche, stellt die Person dar, verzichtet aber auf Hintergrund und Umfeld.