Staub zu Staub

Fritz schafft an vorgefunden Orten atmosphärische Szenerien aus Raum, Materie und Zufall.

Die Sinteranlage der Völklinger Hütte war ein furchtbarer Arbeitsort. Hier war es laut, stickig und staubig. Sinn der Lange war die Versorgung der Hochöfen mit Sinter, der eine Kombination aus Erzen, Kalk und Koks war, die mit Gichtgas entzündet wurden und sich verbanden. In Völklingen wurden jeden Tag 40 Tonnen dieses Staubs umgesetzt und tauchten die Hütte und die Stadt in ein rötliches , Staub getränktes Licht.

Der ideale Ort für die Installationen von Karen Fritz. Fritz wurde 1988 in Saarbrücken geboren und studierte von 2017 bis 2021 Freie Kunst an der HBKsaar. Fritz arbeitet immer wieder mit dem Material „Staub“. Immer wieder lässt sie Staub und Sand rieseln und verdeutlicht uns so auf vielen Ebenen das Phänomen „Zeit“.

Die Arbeit „survive“ besteht aus einem unregelmäßig geformten Zelt, dessen Formen auf mathematischer Grundlage der digitalen Bildgebung und Berechnung natürlicher Prozesse wie z. B. des voraussichtlichen Pflanzenwachstums entstanden sind. Darin lässt sie Staub aus einem kleinen Behälter regnen auf ein kleines am Boden befindliches zweites Plastikzelt, in dem sich ein Biotop mit Pflanzen befindet. Die Miniaturlandschaft besteht aus Birken, Gräsern und schwarzer Erde von der Halde Lydia. Ein Relikt der Industrialisierung, aber auch Zeichen der Renaturierung einst toter Bergehalden. Der Staub rieselt zu Boden, in das Zelt und verteilt sich in der Luft. Die Szenerie lässt sich betreten, man bekommt also als Besucher*in auch Staub ab. Werden die Pflanzen in dieser Umgebung überleben? Dahinter steckt die Frage, wie sich Fauna und Flora in einer vom Menschen immer stärker geprägten Welt noch behaupten können. Werden wir die Natur künftig nur noch in Schutzzonen bewundern können?

Fritz schafft an vorgefunden Orten atmosphärische Szenerien aus Raum, Materie und Zufall. Die Setzung ist aberzieht das ende, sondern der Anfang und die Installation lebt in der Ausstellung eigendynamisch fort. Ein kleines Update zum Ende der Ausstellungszeit: In diesem Fall haben die Pflanzen den Prozess nicht überlebt und sind vertrocknet.

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Kathrin Haaser, Pas de deux après, 2023
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