Mit einem Augenzwinkern könnte man Katharina Krenkels Kunst als „Spitzenkunst“ bezeichnen. „Soft Sculptures“ nennt sie ihre Arbeiten und die sind vor allem gehäkelt. Angefangen hat Krenkel aber ganz anders. Schon bei den ersten Landeskunstausstellungen war sie mit Objekten vertreten, seit Ende der 1990er Jahre zeigt sie aber vor allem Häkelarbeiten.
In der Ausstellung sind Zeichnungen von Dünen und Gebirgsansichten zu bestaunen. Besonders schön sind außerdem die Druckstöcke aus Lärchenholz, in die Krenkel Höhlenmotive geschnitzt hat. Der Stil erinnert an japanische Grafiken, allerdings hat sich Krenkel den westlichen Duktus erhalten, so schweben die Arbeiten zwischen Fernost und Europa. Damit die Motive besser sichtbar sind, hat Krenkel die Flächen schwarz eingefärbt. Spannend auch die Pilze, die sie mit Kupferdraht auf Papier stickt und die eine fast zeichnerische Anmutung haben.
Aber zurück zu den Häkelarbeiten. Krenkel arbeitet fast schon obsessiv mit dem Material und fertigt viele Meter auf Rollen, macht aber auch Alltagsobjekte zu Häkelarbeiten. Da ist auch viel Humor dabei, etwa wenn sie eine runde Häkelei auf einen Plattenspieler legt. Krenkel hat mit dem Material unglaubliche Fertigkeiten entwickelt. Sie kann nahezu jedes Objekt umsetzen, Tische mit Geschirr, Tiefseewesen, organische Formen, Totenschädel oder Zahnräder. Im Jahr 2020 entstand das „Mikromysterium“ aus 24 flauschigen Viren und Bakterien die in drei riesigen Mobiles gehängt wurden. In „Kitty’s Fuzzy World“ begann sie während der Corona-Pandemie, Menschen, die ihr begegneten, als Fingerfiguren zu porträtieren (online unter https://kittys-fuzzy-world.blogspot.com). Es gibt Ergänzungen der Realität wie Viren, Bäume, Berge, Wüsten, Sonnen oder Planeten, die sie wie in Bühnenbildern unterschiedlich inszeniert.
In Neunkirchen zeigt Krenkel vor allem Gewebe aus weißer Polypropylenschnur, die sie auf Kabeltrommeln aufwickelt. Die schneeweißen Gewebe sind auf gewöhnliche Holzrollen aufwickelt und von der Wand abspult. Mal fallen die Ornamentmuster von der Wand, ein anders mal ist die Häkelei wie ein Bauzaun aufgestellt und trennt den Raum. „Borders“ ist ein intimes Spiel mit Worten an der Grenze zwischen Alltag und Kunst. Das englische „Borders“ steht für Grenze, zugleich aber auch für den Begriff Bordüre. Was als feine Zierleiste die Ränder von Textilien verschönert, ist riesenhaft aufgestellt zugleich Grenze und parzelliert den Ausstellungsraum und steht als synonym für die alltägliche Abschottung unserer Lebensräume durch Zäune und Grenzen.