18. August 2023

Eine eigene Welt aus Fundstücken

Stefan Zöllner baut aus Fundstücken Objekte, die zum Schauen und Nachdenken einladen

Im zentralen Ausstellungsaal des Museum Schloss Fellenberg in Merzig stehen einige Vitrinen. Sie behüten Werke von Stefan Zöllner. Es ist ein wildes Sammelsurium, dass auf den ersten Blick zusammenhanglosen Tinnef wie Preziosen präsentiert. Aber schon bei der ersten Vitrine rechts bemerkt man schnell, dass hier etwas nicht stimmt. Die Objekte, die da sorgsam aufgereiht liegen, erfüllen keinen erkennbaren Zweck. Weder sind sie dekorativ, noch scheinen sie ein Werkzeug zu sein.

Der Künstler hat sie im Sandgussverfahren hergestellt. Dabei wird eine Positivform in Sand gedrückt, dann die Form verschlossen und flüssiges Metall eingegossen. Zöllner hat merkwürdige Zwitter geschaffen, die wie archäologische Fundstücke anmuten. Das auch das nicht ganz stimmen kann, beweist ein Objekt, dass aus zwei Türklingen besteht, die aus den Enden eines Rehgeweihs zu wachsen scheinen. Also viel skurriles Zeug, das man sich stundenlang anschauen kann. 

Die Arbeiten der Serie „WuWei“ entstehen aus Fundstücken, die Zöllner am Kölner Rheinufer einsammelt oder auf Flohmärkten erwirbt. Durch Dekonstruktion und Zusammenfügen von Teilen entsteht Neues. Einige Stücke konserviert er dann in Bronze, weil sie schon beim Auffinden in keinem guten Zustand mehr sind. Wasser, Sonne und die Zeit haben den Gegenständen zugesetzt.

In Vitrinen präsentiert er die manipulierten Fundstücke und die Bronzen wie in einem Kuriositätenkabinett, wie archäologische Fundstücke oder ähnlich den Objekten in einem ethnologischen Museum. Andere wirken fast schon organisch wie aus der Tiefsee oder Früchte eines tropischen Baumes. Man kann da endlos herumspinnen und sich spekulieren, was das wohl sein könnte.

In der Installation „Reaktor“ bringt Zöllner die beiden Werkgruppen zusammen und ergänzt sie durch die Videoarbeit „Image to object“, die Zöllner auf einem Bildschirm zeigt, der zwischen Vitrinen liegt. Das Video greift in die aktuelle Diskussion um Künstliche Intelligenz auf und zeigt Bilder. Sie entstanden dadurch, dass der Künstler eine möglichst präzise und kurze Beschreibung eines Gegenstandes seiner Vorstellungswelt in eine KI-Website eingibt und diese Bilder ausgibt. Spannend wird das vor allem im Gegensatz zwischen den Objekten, die Zöllner aus den Fundstücken kreiert und den Objekten, welche die KI ausspuckt. Man kann da schön auf die Suche gehen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. was ist realistischer? Die Vorstellungswelt des Künstlers oder die begrenzte Bibliothek der KI?

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