„Klänge eines Abschieds“ könnte man Peter Strickmanns Installation „Tiles teils“ auch nennen. Es ist ein melancholischer Abschied an ein Stück Industriegeschichte. Seit dem 19. Jahrhundert produziert das Unternehmen Villeroy & Boch schon Fliesen, darunter die berühmten Mettlacher Platten, Bodenfliesen mit eingelegtem Muster, die bis heute insbesondere in zahlreichen Kirchen und öffentlichen Gebäuden zu finden sind.
In Merzig übernahm man 1879 die Fellenbergsche „Thonwaaren-Fabrik“ und produziert seither Sanitärkeramik und Fliesen. Damit ist es Ende dieses Jahres vorbei. Das Villeroy & Boch Fliesenwerk wird schließen und die Produktion in die Türkei verlagert. Schon seit 2007 gehört die V&B Fliesen GmbH ohnehin mehrheitlich zur türkischen Eczacibasi-Gruppe. Rund 200 Mitarbeiter*innen verlieren ihren Arbeitsplatz.
Strickmann hat Fliesen von Villeroy & Boch auf ein Gestell gelegt und nutzt sie als Perkussionsinstrument. Er schlägt die Fliesen an und entlockt ihnen dadurch Töne. Das Material bekommt eine neue Anmutung, ist kein Gebrauchsgegenstand und Baustoff mehr, sondern Musikinstrument.
Die entstandene Mehrkanal-Klangkomposition speicherte Strickmann auf einer Audiokassette (Edition: 100), jedem Medium, das gerade ebenfalls verschwindet. So wird das Stück noch einige Jahrzehnte hörbar sein, bis auch die Kassette aus unserer Kultur verschwunden sein wird. Die versteinerten Klänge ausgewählter Fliesen konservieren so die Erinnerung und hallen in den nächsten Jahren nach.
Strickmann spielt auf seinem „Ceramophon“ keine melancholische Melodie, es sind eher kontemplative Töne, die aus den Lautsprechern erklingen, aber die sind erstaunlich schön. Es sind tiefe und höhere Töne, die ein wenig an einen Gong erinnern und die lange nachschwingen.
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