Birgit Thalau, Ohne Titel, 2023
Birgit Thalau, Ohne Titel, 2023

Material und Inhalt

Birgit Thalau hinterfragt Materialität und Inhalt von Objekten.

Birgit Thalau (* 1973 in Koblenz) ist gelernte Goldschmiedin. Sie studierte nach einigen Jahren in ihrem erlernten Beruf von 2002 bis 2005 an der Gerrit Rieveld Akademie in Amsterdam und von 2018 bis 2021 an der Hochschule für Gestaltung in Trier am Campus Idar-Oberstein.

Thalaus künstlerische Arbeit ist eng mit ihrer Arbeit als Schmuckdesignerin verknüpft. Zum einen ist da der virtuose Umgang mit dem Material, die Liebe zu den Eigenschaften von Materialien, an der sie sich abarbeitet. Gerade als Schmuckdesignerin weiß Thalau aber auch um den sentimentalen Wert von Gegenständen und wie sehr diese durch Geschichten und Erinnerungen aufgeladen werden. Neue Erfahrungen können diesen Wert verändern. Insbesondere wenn Verlust oder Abwesenheit ins Spiel kommen, verändert sich die Identität eines solchen Stücks. 

Thalau hinterfragt, was von diesen Werten übrigbleibt, wenn man die Materialität radikal verändert. Ist ein Gegenstand, an den ich sentimentale Erinnerungen hege, noch der gleiche, wenn ich das Material veränderte? Die Künstlerin untersucht in ihren Arbeitsprozessen, diese Veränderungen des Werkstoffs und betrachtet sie als Ausgangspunkt für eine neue Präsenz. Wie weit kann die Geschichte verändert werden, bevor sie nicht mehr da ist? Welche Rolle spielt das Material? Das ist ein mühsames Herantasten und Ausloten.  

Im Saarländischen Künstlerhaus zeigt Thalau einen Überblick über ihr aktuelles Werk und beweist große Vielfalt. Man muss schon etwas Schmunzeln beim ersten Objekt. Es ist ein Kleid auf einem Kleiderbügel. Doch von dem Kleid ist nicht mehr viel übrig, Thalau hat es „ausgehöhlt“ und nur die Nahtstellen stehen lassen.

Für „good prospects“ hat sie Objekte abgeformt in Kunststofffolie, tiefgezogen, verschweißt und gesandstrahlt, anschließend mit Kupferdrähten verbunden und über Haken gehängt. In „entangled look“ hat sie Objekte im Sandgussverfahren abgeformt und mit Drähten aus Kupfer, Silber und Gold so verbunden, das der Eindruck eines Schmuckobjekts entsteht. In einer weiteren Arbeit hat sie Objekte in Metallfolie getrieben.

So spielt Thalau immer wieder mit unserem Blick und unseren Erwartungen. Welche Rolle spielt das Ausgangsmaterial bei unseren Vorstellungen? Wie weit kann man einen Gegenstand seiner ursprünglichen Bedeutung entziehen und aus seinem materiellen Kontext reißen, ohne dass er unkenntlich wird? 

Website: https://birgitthalau.com

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