In Luxemburg gehört Serge Ecker (geb. 1982 in Esch-sur-Alzette) „schon“ zu den großen Künstlern der Gegenwart, seit er 2016 Gast im luxemburgischen Pavillon bei der Architektur-Biennale in Venedig war, in Deutschland ist er noch weitgehend unbekannt. Ecker studierte von 1997 bis 2001 Grafikdesign am Lycée des Arts et Métiers in Luxemburg und 2002 bis 2005 Computergrafik an der École supérieure de réalisation audiovisuelle (ESRA) in Nizza.
Eckers gesellschaftskritische Arbeit zeugt von den verheerenden Eingriffen des Menschen in seien Umwelt. Seine Werke sind „Störobjekte“ im besten Sinne, weil sie zum Innehalten und Nachdenken zwingen. Eckers schafft das Paradoxon, den zu betrachtenden Gegenstand in Distanz zur Wirklichkeit zu bringen und rückt ihn gerade deshalb näher an uns als Betrachtende. Ecker sprengt unsere Sehgewohnheiten, nimmt uns den Blick auf Altbekanntes und fördert so das Hinschauen. Seien Objekte sind nicht einfach, sie wollen vom Rezipienten erobert werden.
Die bildhauerische Arbeit „Fukuyu_2“ erinnert an das Reaktorunglück im japanischen Fukushima vor 12 Jahren. Am 11. März 2011 war es in Fukushima nach einem Erdbeben zu einem Reaktorunglück gekommen. Ein Tsunami traf das Kraftwerk, die Reaktorblöcke wurden beschädigt, es trat radioaktive Strahlung aus. In der Folge wurde in Deutschland die kurz zuvor beschlossene Rückgängigmachung des unter Rot-Grün beschlossenen Atomaussteigs wieder zurückgenommen und die Rücknahme der Laufzeitverlängerung von deutschen Kraftwerken beschlossen. Kurz darauf wurden die sieben ältesten KKWs und das AKW Krümmel abgeschaltet. Aber was haben die Unfälle in Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima angerichtet? Wie groß ist der Schaden und was passiert. Mit den verstrahlten Abfällen? Fukushima hat unser Leben verändert und unseren Umgang mit moderner Technik in Frage gestellt.
Serge Ecker greift Form und Gestalt der Fassade des Reaktorblocks Fukushima 2 auf. Sein Kubus ist aber aus stromleitenden Materialien. Vergoldungen zieren den rechteckigen Quader. Tritt man näher heran, merkt man, dass dieser Wärme in den Ausstellungsraum abgibt. So macht er die physische Kraft des Reaktors erfahrbar, zugleich beschleicht den Betrachter aber ein zweifelhaftes Gefühl. Es erinnert ein bisschen an den Tanz um das Goldene Kalb. Ästhetisch perfekt in Szene gesetzt. Trotzdem erfasst das Werk mich nicht ganz, wohl weil die Vorstellung von einem Atomunglück und die erlebten Gefühle bei den Unfällen so stark waren, dass die Realität das Werk überholt. „Fukuyu_2“ ist ein Wortspiel aus „Fukushima“ und „Fuck you“.