Frauke Eckhardt (geb. 1968 in Frankfurt am Main) hat sich der Klangkunst verschrieben. Anfang der 1990er Jahre machte sie eine Ausbildung zur Steinbildhauerin in Nürnberg, studierte dann von 1993 bis 1997 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und von 1997 bis 1999 audiovisuelle Kunst bei Christina Kubisch an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. Von 2009 bis 2011 hatte sie dort auch einen Lehrauftrag, seit dem Wintersemester 2020/21 ist sie Gastprofessorin für Sound an der Kunsthochschule für Medien in Köln.
Immer wieder lässt Eckhardt in ihren Werken uns selbst und unsere Umwelt neu erfahren und wahrnehmen, etwa mit Objekten, welche die Oberfläche von Straßen und Wegen im urbanen Raum hörbar machen oder in dem sie mit „Klangangeln“ die Geräuschkulisse der Saar erfahrbar macht. Die Rezipient*innen sind in die Arbeiten eingebunden und müssen über Oberflächen streichen, die mittels Schallwandler Geräusche an das Ohr bringen, etwa bei der „KlangLandschaft“ aus Kakteen, an deren Wurzeln Kontaktmikrofone angebracht sind. Die dornige Erschließung des Kunstwerks erfolgt über den Kontakt, der Geräusche auslöst. Ähnlich funktionierte auch „Schiefer 4×6“, das aus Schieferplatten mit Schallwandlern besteht. Auch hier entstehen über die Berührung der Oberflächen Geräusche, die man über Kopfhörer verstärkt wahrnimmt.
Im Jahr 2016 bespielte sie den Landtag des Saarlandes in einer spannenden Einzelausstellung, die das Gebäude und seine Situation spiegelt. In „Wunschkonzert“ ließen sich der Besucher auf einem gemütlichen Kissen nieder und bekamen eine Fernbedienung. Mit dieser steuerte er Orte im Haus an, an denen ferngesteuerte Elektromechanik Material und Bauteile des Hauses „bearbeitete“. Der Schall von Baukörpern wie Heizung, Treppen oder Wände wurde von Piezo-Elementen abgenommen und auf das Kissen des Besuchers übertragen und so körperlich erfahrbar.
Im Skulpturengarten der Modernen Galerie zeigt Eckhardt nun die Arbeit „translocation_link“ aus dem Jahr 2022. Drei Sitzkissen sind im Park verteilt – unscheinbar, aber gemütlich. Bei schönem Wetter verleiten die Kissen dazu, sich daraufzulegen. Vögel zwitschern, man hört die Menschen auf dem Leinpfad und die nahe Autobahn. Aber da ist noch etwas anderes. Ein Rauschen, Brummen, Summen und Knistern. Ein bisschen erinnert es an die Schallplatte, wenn das letzte Lied verklungen ist und die Tonabnehmer ausläuft.
Es scheint aus dem eigenen Körper zu kommen. Zumindest fühlt man das so. Tatsächlich sind in dem Sitzkissen Audiosysteme verbaut, welche die Geräusche erzeugen. Man lässt sich recht schnell auf das unterschwellige Rauschen ein und „vergisst“ die Umgebungsgeräusche von Autobahn und Menschen. Man versinkt in einen fast kontemplativen Zustand und konzentriert sich schnell auf Körper, Sitzkissen und Geräusch. Das erdet, zugleich verschwimmen Zeit und Raum und man kann sich ganz auf sich im Raum konzentrieren.
Website: https://fraukeeckhardt.de